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Comacchio hat seine Besonderheiten als Lagunenstadt mit den Gewässern bewahrt, die die Stadt der Länge und der Breite nach durchqueren und an einer bestimmten Stelle umgürten wie früher, als man sie nur an Bord eines Wasserfahrzeuges erreichen konnte. Das war bis 1821, dem Jahr in dem die Stadt, die auf dreizehn Inseln liegt, ans Festland angeschlossen wurde. Statt der venezianischen Gondeln und "Vaporetti" (kleine Linienmotorboots) finden wir hier die typischen Boote in vielen bunten Variationen. Das Boot war in Comacchio Transportmittel und Arbeit für alle.

Hier wird der "Ponte dei Sospiri" (Seufzerbrücke) zum "Trepponti" (Drei Brücke), dem authentischen Emblem des Ortes, das vom Kardinalsgesandten Giovan Battista Pallotta im Zusammenhang mit der sogenannten städtischen Wiedergeburt gewünscht wurde. Der kleine Kunstbau vom Kapuziner, Giovanni Pietro von Lugano nach einer Zeichnung des Kammerarchitekten Luca Danese von Ravenna um 1638 errichtet, stellt einen Vereinigungspunkt zwischen dem schiffbaren Kanal "Pallotta" und dem Zentrum der Stadt dar, da sich von diesem aus die Binnenwasserwege über ein dichtes Kanalnetz verteilen. Er umfasst fünf weitläufige Treppen im Rundbogen (drei vordere und zwei hintere) in einem Naturstein von Istria, über die man das Dach erreichen kann.

Vom "Trepponti" aus, einem idealen Beobachtungspunkt, erblickt man in perfekter Symmetrie die niedrigen, bunten Häuser der Stadt, die sich in den Kanälen spiegeln. An den Kanälen entlang ist Platz für lange Reihen mit Booten in den unterschiedlichsten Größen. Das Haus besteht in der Regel aus einem Bogengang, über den man zum bewohnbaren ersten Stock gelangt. An seiner Rückseite befindet sich ein langer, enger Hof, der in den dahinterliegenden Kanal läuft. Zwischen zwei Häuserreihen öffnet sich das typische "folgt die Nummerierung", eine Art enge Gasse oder Hausflur, der ebenfalls in einen der vielen Kanäle mündet.

Man kann die Altstadt an Bord eines der typischen Boote besichtigen, die diesen Service umsonst anbieten. Nach dem Start bei dem monumentalen "Trepponti" wendet man sich gleich dem gegenüberliegenden "Ponte delle Carceri" (Brücke von Gefängnis) oder auch "Ponte degli Sbirri" (Brücke von Bullen) genannt zu, der ebenfalls von Luca Danese nach Willen des Kardinals Pallotta gebaut wurde und ein "Zeitgenosse" des "Trepponti" ist. Auf die gleiche Epoche gehen die Bezirksgefängnisse zurück, auf die man von dort blicken kann und die im Moment Gegenstand wichtiger Restaurierungs- und Umbauarbeiten sind.

Neben den Gebäuden der alten Gefängnisse erhebt sich der "Palazzo Bellini" (Bellini Palast), typisches Beispiel für die Bauwerke des Adels im 19. Jh. (1866-70), Sitz einer bekannten Aristokratenfamilie aus Comacchio. Das Gebäude mit seinem rechteckigen Grundriss verfügt über zwei Etagen und einen geräumigen nutzbaren Dachraum, in dem sich das geschichtliche Comacchios Archiv befindet. In den prächtigen Säälen des Erdgeschosses ist die Galerie für moderne Kunst untergebracht, die in diesen Jahren Ausstellungen und Sammlungen von wirklich hohem nationalen und internationalen Niveau durchgeführt hat (Dioniso, Fortuna Maris, Due Donne dell'Italia Antica u.s.w.). Die sogenannte noble Etage beherbergt hingegen die Bürgerbibliothek von L.A. Muratori.

In der Nähe des "Palazzo Bellini" befindet sich das römische Schiff aus "Valle Ponti", das im Juli 1981 mit seiner kostbaren Landung nach Comacchio gelangt ist. An einer Seite des "Ponte delle Carceri" und gegenüber vom "Palazzo Bellini" erhebt sich die majestätische Struktur des alten Krankenhauses vom Heiligen Camillo, ein Werk aus dem 18. Jahrhundert, dessen Arbeiten im Jahr 1778 begannen und 1784 beendet wurden. Es war der Kardinal Francesco Carafa, der dieses Bauwerk wollte. Der mittlere Teil der Fassade besteht aus Bogengängen, die von vier riesigen Ziegelsäulen skandiert und von dreieckigen Bogenfeldern bedeckt werden. An der linken Seite befindet sich die kleine Kapelle San Pietros, die zwei Kirchtürme mit quadratischem Grundriss hat. Seit 1970 werden hier keine Kranken mehr aufgenommen, sondern in der nahen Zukunft soll es Sitz des Museum von menschlicher Kultur von Po Deltas werden.

Indem man sich dem Herzen der historischen Altstadt zuwendet, findet man zwischen der Platz "Piazzetta Ugo Bassi" und der Platz "Piazza Folegatti" in der folgenden Reihenfolge den "Torre dell'Orologio" (Uhrenturm), die "Loggia dei Mercanti" (Loggia der Kaufleute) oder das "Granaio Pubblico" (den öffentlichen Getreidespeicher). Der Turm, der auch heute noch die Stunden schlägt, wurde wahrscheinlich um 1330 errichtet und brach Unerwartetherweise in den frühen Morgenstunden, zum Glück ohne Opfer zu verursachen, des 22. März 1816, aus unbekannten Gründen zusammen. Im Jahre 1824 wurde mit den Grabungen für das Fundament und die Basis in Naturstein von Istria begonnen, wobei eine unregelmäßige achteckige Form verwendet wurde, die auf einer quadratischen Basis aufliegt. In die Mitte des Turms ist 1825 eine Nische eingefügt worden, die eine Statue der "Beata Vergine della Visitazione" (die Heilige Jungfrau Heimsuchung Mariä), Werk des Ferraresen Francesco Vidoni, beherbergt. Anschließend, im Jahr 1850 wurde auf dem Turm eine Sonnenuhr aus Marmor errichtet. Die "Loggia dei Mercanti" wurde 1621 vom Giacomo Serra als Kornspeicher für die Armen von Comacchio erbaut und stellt noch heute einen vielbesuchten Begegnungsort für die Leute dar. Ihr rechteckiger Grundriss wird von Marmorsäulen dominiert. 1751 brach die obere Decke zusammen, was den Tod des Bolognesers Buzzi verursachte. 1843 wurde auf Kosten des österreichischen Kommandos der Fußboden des Gebäudes mit Steinplatten ausgelegt. Zwischen der Loggia und dem Turm erhob sich bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die charakteristische Brücke "Ponte di Piazza" (Platzbrücke) oder "Ponte della Pietra" (Steinbrücke) genannt, auch diese durchführbar, da es auch für größere Boote möglich sein musste, den gesamten Wasserweg im Inneren der Stadt zu befahren.

Fährt man in Richtung Osten weiter, gelangt man zum Dom bzw. der Kathedrale vom Heiligen Cassiano, der dem Schutzherrn der Stadt gewidmet ist. Das majestätische religiöse Bauwerk, das im Laufe der Zeit bereits verschiedene Wiederaufbauten erlebt hat, geht auf das VIII. Jh. n. Chr. zurück. Der ursprüngliche Dom bestand aus drei Schiffen, während der heutige, dessen erster Stein 1659 gelegt wurde, aus einem Schiff mit zwölf Seitenkapellen gebildet ist. An seiner Seite erhebt sich der Kirchturm, 1751 erbaut und auch dieser 1757 komplett eingestürzt.

Nachdem man Strasse Via Mazzini durchlaufen hat, gelangt man zum "Loggiato dei Cappuccini" (Loggia von Kapuziner), der aus 142 Bögen besteht, die mit ebenso vielen Marmorsäulen gestützt werden. Der Bogengang trifft mit der Rückseite des "Santuario dell'Aula Regina" zusammen, einer Wallfahrtskirche, die einem sehr ehrwürdigen Marienbildnis gewidmet ist. Die Geschichte der Wallfahrtskirche verliert sich im Dunkeln der Zeit (die ersten schriftlichen Urkunden gehen sogar auf das X. Jh. zurück). Das gegenwärtige Gebäude ist aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Das Innere besteht aus dem Schiff mit einem Kreuzgewölbe, das auf Pfeilervorlagen eingekuppelt ist. An der rechten Seite öffnen sich die miteinander verbundenen Kapellen.
Hinter der Wallfahrtskirche befindet sich das Marianischen Museum für zeitgenössische religiöse Kunst, das kostbare Werke großer Künstler von Sepo bis Remo Brindisi zusammengetragen hat.
Der Rundgang durch die Kirchen der Lagunenstadt kann vervollständigt werden, indem man sich der gegenüberliegenden Seite der Stadt zuwendet und als erstes die dem Heiligen Rosario gewidmete Kirche besichtigt. Sie liegt in der Strasse Via Sambertolo, ist aus dem Jahre 1618 und besteht aus einem einzigen Schiff mit vier sich gegenüberliegenden Seitenkapellen. Dann geht es weiter zur der älteren "Chiesa del Carmine" (Kirche von Carmine), die sich seitlich des "Ponte Pizzetti" und gegenüber der gleichnamigen Brücke befindet. Sie geht auf das Jh. XVIII zurück und auch sie besteht aus einem einzigen Schiff mit Halbkreisapsis.

Vom "Monastero" des Heiligen Agostino, dem Kloster, das am Ende des Corso Garibaldi liegt, sind nur einige Reste übriggeblieben. Der Ursprung dieses wichtigen religiösen Bauwerks, das in eine Festung umgewandelt wurde, als die österreichischen Truppen die Lagunenstadt beherrschten, ist aus dem VII. Jh., der Kirchturm hingegen wurde erst im XVII. Jh. errichtet.
 

Museum von römisches Schiff
Palazzo Bellini, Strasse Via della Pescheria 2 - Phon 0533 311316
Montags geschlossen
zugänglich

 

Anfahrt:
 
  • mit dem Auto - Autobahnausfahrt Ferrara Sud Anschluss Schnellstrasse Ferrara - Porto Garibaldi;
  • mit dem Linienbus - Buslinie Ferrara - Lidi di Comacchio (Phon 0532 599492)

Im Museum ist ein wichtiger archäologischer Fund ausgestellt: das römische Schiff, das 1981 in der "Valle Ponti" wenige Kilometer von der Lagunenstadt entfernt entdeckt wurde.
Das Schiff aus der römischen Kaiserzeit (Ende des 1. Jh. v. Ch.) war für den Warentransport zu See und auf dem Fluss bestimmt. Es war von einem Mittelmeerhafen ausgelaufen und hätte über das Po-Delta die Inlandsmärkte in der Po-Ebene erreichen sollen, doch es erlitt wahrscheinlich aufgrund einer Sturmflut Schiffbruch und strandete an der Mündung des Flusses. Durch die schnelle Versandung blieben die Ladung, die nun in den Räumen des Museums ausgestellt ist, sowie das Schiff, das in einer Werkshalle nebenan untergebracht ist, großteils unversehrt.
Im Erdgeschoss sind neben maßstabsgerechten Rekonstruktionen der ursprünglichen wie der heutigen Struktur des Schiffes, Gegenstände und Instrumente zu sehen, die der Arbeit an Bord und der Steuerung des Schiffes dienten. Im ersten Stock sind Teile der Schiffsladung sowie Gegenstände der Ausstattung und des alltäglichen Gebrauchs an Bord ausgestellt.